
Konzertprogramm 2025
Die Sommerserenaden Rheinau laden auch in diesem Jahr zu stimmungsvollen Konzerten mit klassischer Kammermusik auf der malerischen Klosterinsel ein. Die Dozierenden der Meisterkurse Rheinau gestalten das Programm im Dialog mit befreundeten Musiker:innen und vielversprechenden jungen Talenten. Musikalische Leckerbissen von Strauss, Beethoven, Debussy, Ravel, Liadow, Mussorgsky und Poulenc stehen im Mittelpunkt der vier Konzerte.
Ein besonderes Highlight bildet in diesem Jahr das „Sommerserenaden Junior“-Konzert: Die Studierenden der Meisterkurse treten dabei zum ersten Mal eigenständig vor das Rheinauer Publikum.
Alle Konzerte finden im Mühlesaal statt. (Klosterinsel 2, 8462 Rheinau)
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„Jubilar trifft Held”
Johann Strauss: „An der schönen blauen Donau“, Walzer op. 314
(Arrangiert von Michael Rot für Flöte, 2 Klarinetten, Horn und Streichquintett)
Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr.3 in Es-Dur „Eroica“, op. 55
Historisches Arrangement von Carl Friedrich Ebers für Flöte, 2 Klarinetten, 2 Hörner und Streichquintett
(Dauer: ca. 45 Minuten)
Ludwig van Beethoven höchstpersönlich hielt seine 3. Sinfonie, die „Eroica“, für seine beste - die ursrpünglich nicht „Eroica“, sondern „Buonaparte“ heissen sollte und der Bewunderung Beethovens für Napoleon Ausdruck verleihen sollte. Tief enttäuscht über die Krönung Napoelons zum Kaiser und dem damit verbundenen Verrat an den revolutionären Idealen widmete Beethoven das monumentale Werk seinem Förderer Fürst Lobkowitz sowie dem im Kampf gegen Napoleon gefallenen Musikerfreund Prinz Louis Ferdinand. Sie hören dieses grandiose Werk in einem zeitgenössischen Arrangement für 10 Instrumente, ganz in der historischen Tradition der Verdichtungen grosser Meisterwerke zu ganz kompakten Formationen.
Zur Eröffnung des Abends erweisen wir dem Walzer - und Operettekönig Johann Strauss die Reverenz zu seinem 200. Geburtstag - und wohl kein anderes Werk würde ihn und seine einmalige Heimatstadt Wien besser repräsentieren als „An der schönen blauen Donau“ - auch hier in einer kompakten Version für 9 Instrumente.
Mit:
Sarah Rumer, Flöte
Olivier Darbellay, Horn
Bernhard Röthlisberger, Klarinette
Matthias Müller & Noëlle-Anne Darbellay, Violine 1 & 2
Juan-Carlos Escobar, Viola
René Camacaro, Violoncello
Jim Vanderspar, Kontrabass
Teilnehmer:innen der Meisterkurse Rheinau, Horn 2 & Klarinette 2
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„Soirée française“
Claude Debussy: „Prélude à l‘après-midi d‘un Faune“ (Arrangement : David Walter)
Maurice Ravel: „Tombeau de Couperin (Arrangement: David Walter)
Francis Poulenc: „Sextuor“ (1931)
(Dauer: ca. 50 Minuten)
Drei der ganz grossen französischen Komponisten vereint in einem Konzertabend für Bläserquintett und Klavier. Während das Sextuor von Poulenc in Originalbesetzung erklingt, hören wir die legendären Werke von Debussy (Original für Orchester) und Ravel (Original für Klavier) in Arrangements für diese attraktive Sextett-Kombination. Lassen Sie sich also von den hochimpressionistischen Klängen Debussys und Ravels verzaubern und tauchen Sie anschliessend ins pulsierend-aufregende Leben des Paris der 1930er Jahre ein.
Mit:
Sarah Rumer, Flöte
Olivier Darbellay, Horn
Bernhard Röthlisberger, Klarinette
Henrik Rabien, Fagott
Fabien Thoaund, Oboe
Benjamin Engeli, Klavier
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Lassen Sie sich vom aussergewöhnlichen Talent unserer Meisterkurs Teilnehmerinnen und Teilnehmer überraschen!
(Dauer: ca. 90 Minuten inkl. Pause)
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„Tableaux russes et françaises“
Anatoly Liadow: „8 russische Volkslieder“ op. 58 für Doppel-Bläserquintett (Arrangement: David Bussick)
Claude Debussy: 3 Bilder aus „Images“ für Klavier Solo
Modest Mussorgsky: „Bilder einer Ausstellung“ (Arrangiert von Wolfgang Renz für grosses Bläserensemble)
(Dauer: ca. 60 Minuten)
Die schon fast legendären „Bilder einer Ausstellung“ aus der Feder Modest Mussorgskys erklingen zum Abschluss der Sommerserenaden Rheinau in einem spektakulären Neu-Arrangement für grosses Bläserensemble von Wolfgang Renz.
1874 komponierte Mussorgsky seinen Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“, der freilich nicht lange auf die Tastatur beschränkt bleiben sollte. Allzu wuchtig und orchestral erschienen schon den Zeitgenossen Stücke wie das „Große Tor von Kiew“. Diese Musik verlangte förmlich nach dem vollen Orchesterklang, den ihr Komponist selbst nicht mehr einrichtete. Es war Maurice Ravel, der den „Bildern“ 1922 ihre bis heute meist gespielte Orchesterfassung gab.
Inspiriert wurde der Zyklus durch Aquarelle, Zeichnungen und Skizzen in einer Gedenkausstellung zu Mussorgskys Malerfreund Victor Hartmann, der 1873 mit nur 39 Jahren starb. Sie inspirierte Mussorgsky zu seinem Klavierzyklus, dessen Idee so einfach wie einleuchtend ist: Eine Art „Ich-Erzähler“ streift durch die Galerie und betrachtet zehn Bilder in aller Ausführlichkeit. Sein Spaziergang wird in der „Promenade“ geschildert, dem Leitthema des Ganzen.
Die zehn Bilder der „Ausstellung“ sind:
1. „Der Zwerg“: Hartmanns Skizze eines unschuldigen Kinderspielzeugs genügte Mussorgsky, um daraus das dämonische Bild des unglücklichen, verachteten Zwergs zu machen, dessen grotesken Tanz aus Schellenklingeln und Bocksprüngen die Musik schildert.
2. „Das alte Schloss“: Für die meisten Zuhörer wird sich die wehmütige Melodie dieses Satzes automatisch mit dem Klang des Saxophons verbinden, den Ravel ihr gab. Mussorgsky hatten einen Troubadour vor Augen, der an den alten Mauern eines Schlosses sein vergebliches Liebeslied singt.
3. „Tuilerien. Spielende Kinder im Streit.“ Kinder spielen in jenem Pariser Park, der seit der Revolution das Tuilerien-Schloss vor dem Louvre ersetzt. Ohne Pause geht es in die Nummer 4.
4. „Bydlo“: Der schwere Ochsenkarren nach polnischer Art steht bei Mussorgsky als Symbol für die Unterdrückung des russischen Volkes.
5. „Ballett der Küchlein in ihren Eierschalen“: Dem quirligen Bild der Küken, die an ihren Schalen picken und mit einem ersten schüchternen Piepsen die Flügel regen, bleibt die Musik an Deutlichkeit nichts schuldig.
6. „Samuel Goldenberg und Schmuyle“: Das Gespräch zwischen dem reichen, unbarmherzigen Geldverleiher und dem armen jüdischen Bauern, der ihn um einen letzten Aufschub bittet, endet mit einem überdeutlichen, kalten „Nein“.
7. „Der Marktplatz in Limoges“: Eine weitere Skizze von Hartmanns Frankreichreise – keifende Marktweiber, die ihrem Mundwerk freien Lauf lassen. Es folgt ohne Pause:
8. „Catacombae. Sepulcrum Romanum“: Aus der eigenen Anschauung der Pariser Katakomben an der Seite Hartmanns entwickelte Mussorgsky dieses Bild des kalten, grausamen Todes. Der Mittelteil taucht die Melodie der „Promenade“ in das fahle Licht der Tonart h-Moll und flirrender Tremoli. „Con mortuis in lingua mortua“ – „Mit den Toten in der Totensprache“ ist dieser Abschnitt überschrieben.
9. „Die Hütte der Baba-Yaga“: Die Hartmann-Skizze eines typischen russischen Hexenhauses mit Ziffernblatt und Hühnerfüßen war die Vorlage für dieses diabolische Bild aus den Märchenerzählungen des alten Russland. Der „Diabolus in musica“, der teuflische Tritonus, tut hier seine Wirkung.
10. „Das große Tor von Kiew“: Eine monumentale Verherrlichung russischer Geschichte und nationaler Größe, inspiriert von Hartmanns Skizze eines „Heldentors in der Thronstadt Kiew“Eingestimmt auf die beeindruckende Ausstellung werden Sie durch 4 impressionistische „Miroirs“ des französischen Klangmagiers Maurice Ravel für Klavier Solo. Dies ist zugleich auch eine Referenz an die Urversion der Mussorgsky-Bilder, die ebenfalls für Klavier Solo geschrieben worden sind.